8. Dezember 2010

Naschwerk

Herr Baron,
in Anbetracht der Tatsache, dass Naschwerk mich erwartet, möchte ich natürlich nicht auf besagtes Naschgut verzichten und lass mich verführen vom süßen Verlangen, was sich anmutet, einer Maßlosigkeit gleich, sich in mir aufzutürmen und mein Streben nach Vernunft und Disziplin zu durchbrechen.
Und wer ist daran schuld? Sie, mein Lieber.

26. November 2010

Gefundenes Schriftgut aus vergangenen Zeiten Teil 2: Fetter Mann

Ich möchte meinen, dass heute ein ganz und gar unkreativer Tag ist. Ich fühle mich wie ein fetter Mann. Völlig abwesend zappt er durch die Kanäle. Wenn er die Hand von seinem schwarzen Wildledersofa nimmt, um nach seinem Bier zu greifen, kann man deutlich Fettflecken erkennen. Gleichgültig bohrt er in seinem Ohr und feine weiß-gelbliche Krümel berieseln seine behaarten Oberschenkel.

Gefundenes Schriftgut aus vergangenen Zeiten Teil 1: Die Kommentar-Hure

Schön. Da ist ja wieder so eine. Eine Kommentar-Hure. Sie sammelt Kommentare wie Huren ihre Freier. Der einzigste Unterschied: Die normale Straßenhure bekommt eine gewaltige Portion weiße Genmaterial-Schlonze von Mannes Frucht, die Kommentar-Hure eine gewaltige Portion Aufmerksamkeit.

11. November 2010

Wollen

Frau X: will ich aber 
Herr Y: ich will aber nicht gewollt werden 
Frau X: nein das is falsch gedacht 
Herr Y: ich finds sehr richtig gedacht 
Frau X: du willst dich von jemandem gewollt haben dass er will dass du dich gewollt schämst 
Herr Y: verkomplizier doch die sache nicht so sehr 
Frau X: weil dein satz ist ja eher so gemeint, dass ich dich nicht wollen darf. aber wenn wir uns nackt wollen dann wollen wir uns ja und das eben nackt und dann will ich dich ja auch nackt, wie andersrum auch gewollt von dir

31. Oktober 2010

Entschuldigung, lieber Superman..

Mein lieber angehender Superman,
ich wäre nicht ungehalten wenn sie mir meinen Abend heute etwas versüßen würden und gebe ihnen die offizielle Erlaubnis für eine angemessene Störung der madame’schen Ruhe durch wohlgeistige Auseinandersetzungen.

Monsieur,
nachdem die Madame einsam in ihren Kissen den Abend verbrachte, ist ihr in tiefen Wogen der Erkenntnis bewusst geworden, welch lächerliches Verhalten sie Ihnen gegenüber am Morgen, in frischen Zeiten des Tages, entgegenbrachte. Es grenzt an kindliches Vergnügen, sich an der Reizung der männlichen Geilheit satt zu sehen und diese auch noch frech zu belächeln.
Ich bitte um Verzeihung.
Ihr Kaffee war aber vorzüglich.

28. September 2010

Die belletristische Nudel

Madame 1
Ja, ich höre Mademoiselle Lydia. Wenn ich schon als "belletristische Nudel" bezeichnet werde, möchte ich doch auch den Grund für Ihre präzise interpretation dargelegt bekommen.  

Madame 2
Ja, sie hören Mademoiselle Sarah. Sie haben zu hören. Verschließen sie ihr Ohr augenblicklich (… ohrenhörlich) vor unwürdigem Unrat und öffnen Sie es für die harmonischen Klänge der madam’schen Worte, welche bald sanft die Ohrmuscheln liebkosen und umschmeicheln werden. Möge Euer Trommelfell erzittern, entfacht durch leicht betuchte Wohlklänge, welche erwägen den Gehörgang zu durchschreiten. Ich erwäge überdies zu behaupten, dass Sie, in den tiefsten Schluchten und klaffensten Klüften ihrer Gehirnwindungen verborgen, eine Vermutung beherbergen. Und sehr wohl, sie haben Recht: Es ist eine Vermutung meinerseits, dessen, was ihr Wesen über sie verrät und, darüber hinaus, was ich vermute. Madam’sche Vermutungen sind meist von großem Wert, müssen Sie wissen. Eine Nudel ist keck, belletristisch ist schön.

8. September 2010

Jungs fragen Lydia: Brustverhältnis zum Whirlpool

Vergleichen wir das Situationsverhältnis einer vollbusigen Frau zum Whirlpool mit einer Liebesbeziehung rein sexueller Natur.
 Man setze ein Weib, reich an Brustgold, in besagten Whirlpool. Am Anfang vermag das Sprudeln seiner Funktion als Wohlfühlerlebnis gerecht zu werden: Es kommt einer Massage gleich. Monotone Stimulation des festen Fleisches auf positiver Ebene. Nun hin zum Liebesleben. Die Frau, ganz hingerissen von der ihr zur Verfügung stehenden sexuellen Freiheit durch gegebenen Liebhaber, lässt sich rundum verwöhnen. Genießt die Zärtlichkeit und die Begehrung. Doch schon bald wird ihr besagter Liebhaber lästig. Er versagt in seiner eigentlichen Lebensaufgabe langsam aber sicher. Immer der gleiche Akt, derselbe Inhalt. Eine schwitzende und stöhnende Missgunst, sich bohrend und stoßend in die Hüfte der Frau, welche teilnahmslos an die Decke starrt und Fliegen zählt. Auch das Sprudeln wird nun von der weiblichen Brust schräg und mit missbilligendem Blick bedacht. Immer der gleiche Bewegungsrhythmus, die gleichen Massagepunkte.
Folglich ist die Brustbeziehung negativ geworden, beruhend auf der Monotonie besagter Wohlfühl-Funktionstechnik.

2. September 2010

Primitive Liebesangebote (in poetischer Form)

Der eine ist ein feiner Herr und stand auf Briefverkehr.
Doch stand er noch auf weit viel mehr.
Er wollt mir runter bis zum Saum
Gleich hinterm nächsten Baum.

Der eine war ein Freund und Feind,
doch wollt er haben meine Schenkelinnenseit,
an die er fasste und ich hasste, was da rieb,
voll widerwärt’gem Trieb.

Auch der andre war nicht keusch,
und wollte haben ohne Fragen,
was da vor ihm lag, so bloß:
Mein Schoß.
Doch wie du mir, so ich dir, dacht ich mir.
Und zwang ihm fein mein siegel auf.
Nun prangt an seinem Hals, so keck,
ein riesengroßer Fleck.

31. August 2010

Verzweiflung & Apfelstrudel

Monsieur,
wie sehr mich doch ihre Worte köstlich amüsieren. Die Madame beglückt sich zeitnah mit einem Kaffee aus feinsten Kaffeebohnen und wartet bis die Köchin sich ereilt den Apfelstrudel in den Ofen zu schieben, der da wartet auf den gierigen Schlund der Hochwohlgeborenen.

Monsieur,
eine fordernde Realität. Ein Sumpf der Verzweiflung.
Das Ego schrumpfend auf Rosinengröße.
Selbstzweifel.
Madame sieht sich nicht gewachsen dem neuen Bildungsniveau gerecht zu werden und dem Druck stand zu halten. Von Kaffeeflecken umgeben, liegt sie, vom Englischduden bewacht, auf dem weichen Rückzugsort, der gar heiligen Matratze. Versucht zu verdrängen, für Minuten, was unausweichlich scheint.

29. August 2010

Rauschhaft

Monsieur, 
mit größter Freude habe ich ihre E-Mail zur Kenntnis genommen und kann nun diese Last an grobkörniger Sorge und Enttäuschung schwinden lassen, welche mich plagte, wenn ich sah, welch Leere dem Madame‘schen Postfach tagelang den Hals zuschnürte. Mit Bedauern muss ich jedoch feststellen, dass besagte Sorge sich nicht ganz verkroch im Sumpfe der Glückseligkeit, da die Potenz meines Mail-Liebhabers zu schwinden droht. 

Monsieur, 
wie sehr mich Ihre Worte doch sanft berühren. 
Betucht mit schwarzem Stoff lieg Madame’scher Leib auf weichem Gras. Geküsst vom Streicheln des Windes auf gar nackter Haut, gedenkt sie nun ihrerseits Worte niederzuschreiben. 

Monsieur,
Nachttrunken schreibe ich Ihnen und genieße die Stille. 
Wie im Rausch male ich mit Buchstaben meine Welt und genieße die Wirkung. 
Was sie wohl anstellen mag mit meinesgleichen? Ob sie sich in Wogen des Amüsements am Idealismus laben oder sich wünschen nur einmal diese Fingerspitzen berühren zu dürfen. Die Fingerspitzen, mit welchen Madame stets bedacht und versunken in ihre Gedankenwelt sich seufzend auf die zarten Lippen tippt, um dann mit einem sanften Lächeln niederzuschreiben, was ihr in den Sinn kommt.

10. April 2010

Das Treffen

Schnellen Schrittes überquerte ich die Straße. Ich hielt den Blick gesenkt, hörte nur gedämpft das Brummen der haltenden Autos und nahm nur vage die grellen Scheinwerfer wahr. Ich verkörperte wahrscheinlich den Eindruck eines viel beschäftigten Mannes in Eile, ein Ziel vor dem geistigen Auge, für andere nicht sichtbar und doch zu erahnen, erpicht, dies schnell zu erreichen. Doch wer so denkt, täuscht sich. Ich hatte keineswegs irgendein Ziel vor irgendeinem Auge. Vielmehr war da eine Leere, eine drückende Leere ohne jeden erdenklichen Sinn. Ich dachte an meinesgleichen, welche jetzt in ihren beheizten Kleinwagen saßen und sich auf den Weg zu ihren Familien begaben. Wahrscheinlich freuten sie sich auf ein warmes Abendessen, zubereitet von einer fürsorglichen Frau, die Liebe zu verschenken wusste und Kinder, die sich davon nährten, dadurch wuchsen und gediehen. Doch was wartete auf mich? Plötzlich stand ich auf dem Marktplatz. Rings um mich die nächtliche Schwärze, bis auf die warmen Lichttupfer der Straßenlaternen, welche mich umgaben als würden sie in jeder Sekunde auf mich einstürmen wollen. Meine Schritte hallten auf dem Platz wider und hinterließen jedes Mal einen Schmutzfleck in der Stille. Der Himmel war sternenklar und eine angenehme Brise wehte. Einen Moment lang hielt ich inne und genoss den Augenblick des Alleinseins. Doch dieser wurde unterbrochen. Ich stutzte und runzelte die Stirn. Unter einer der vielen kampfbereiten Laternen erblickte ich eine Gestalt. Ich kam zu der Annahme, dass es eine Frau sein müsse, aufgrund der wohl passenden Proportionen und des auffallend orangefarbenen Kleides. Fließend, wie ein Wasserfall, fiel es an ihr herab und betonte jegliche Weiblichkeit, welche es zu zeigen bedurfte. Für einen unpassenden Moment fand ich sogar, dass ihr dieses ausgesprochen gut stand. Bis ich bemerkte, dass die gegenwärtigen Wetterumstände mit ihrem Kleid nicht so recht harmonieren wollten. Meine Gänsehaut war ein blühender Beweis dafür, obwohl ich behangen mit Pullovern war, welche auch noch unerhört kratzten. Sie wirkte fehl am Platz. Ich konnte ihre Unsicherheit förmlich riechen und war gefangen in einer unangenehmen Unentschlossenheit. Was sollte ich tun? Vielleicht war es ja doch nur eine Hure, die vergeblich versuchte ihren Körper an liebesbedürftige Männer zu verkaufen. Aber doch nicht mit einem orangefarbenen Kleid. Wo waren der kurze Rock und die hohen Lackstiefel? Nein. Ich verschob diesen Gedanken und ließ meine Augen stattdessen über das scheinbar hübsche Gesicht der jungen Frau gleiten. Alt konnte sie nicht sein. Große Augen und braune Haare. Letztere trug sie offen. Wahrscheinlich hatte sie eine Party besucht oder eine gute Freundin und befand sich soeben auf dem Heimweg. So wie ich. Doch wieso lief sie dann nicht, sondern stand einsam und verlassen unter dieser Laterne? Nächte konnten gefährlich sein, dachte ich und zog meinen Schal enger. Wieso stand sie hier, inmitten der Kälte. Wieso stand ich eigentlich hier. Erhoffte ich mir irgendetwas? Dachte ich womöglich, sie würde mich ansprechen? Zögernd schaute ich auf meine Uhr und musste feststellen, dass die Nachrichten schon längst angefangen hatten. Ja, sie waren sogar schon was zuende. Vielleicht schaffte ich es noch rechtzeitig zum Tatort. Mit einem letzten unsicheren Blick auf die merkwürdige Frau überquerte ich den Rest des Marktplatzes und bog in eine Seitenstraße ab. Hinein in die nächtliche Bedrängnis der Gassen. Hinein in die Einsamkeit, nach Hause.

23. Februar 2010

Verküsst

Vier Stunden Nacktheit. Vier Stunden Verletzbarkeit. Berührungen, Küsse, Vertrautheit. Sein Geruch. Jetzt ist man wieder zu Hause. Immer noch Herzmarathon. Man schnappt sich den Weihnachtslikör, kuschelt sich an die Heizung und weiß nicht wohin mit den ganzen Eindrücken. In eine Schublade stecken? Nein, jetzt bitte keine Hoffnungen machen. Sondern warten was es mit einem macht.
Auch wenn man unruhig schläft.

Morgens um 11 hält man es nicht mehr aus.  

"Du, das gestern fand ich wirklich schön." "Ja, schön wars [...] aber nein, nichts Besonderes [...] kann mich auf nichts Neues mehr einlassen [...] es tut mir so leid [...]."

Es ist eigentlich ganz einfach. Zuerst kommt die Leere und dann die Tränenflut. Man kann selber kaum glauben, welche Töne sich da aus dem eigenen Mundwerk herauswinden. Den Job als Dorfsirene hätte man sicher. Zwischendurch liegt man einfach so da und macht sich Gedanken. Geht alles noch mal durch. Jede Berührung, jeden Kuss. Bald kommt eine Stimme "Suchen sie ihren Fehler in diesem Bild." Und man denkt sich "Ach, leck mich doch ... oder nein, tu's besser doch nicht." Dann atmet man tief ein, riecht seinen Geruch und der Wasserfall beginnt von Neuem.

Man könnte sich natürlich auch duschen. Alles abwaschen. ...
Aber nein, man kann es eben auch genauso gut nicht. Letzteres fällt einem leichter.

Es ist fürchterlich lustig und traurig zugleich. Kaum hat man eine geglaubte Liebe verloren, schon bilden sich unproduktive Kitsch-Nachrichtensendungen ein, sie müssten den Scheidungskrieg einer minderbemittelten Designerin mit Barbiekopf und deren Jetzt-nicht-mehr-Ehemann detailliert der Öffentlichkeit präsentiert. Ja, und weil's so schön ist, hat der Barbiekopf auch gleich noch eine Biografie daraus gemacht, in der sie sich die Frage stellt "Gibt es eine Liebe ohne Leiden?".
Peinlicherweise hab ich mich das auch gefragt und mich noch im selben Moment dafür geschämt.

Jetzt geht es um die Freundschaft.