23. Februar 2010

Verküsst

Vier Stunden Nacktheit. Vier Stunden Verletzbarkeit. Berührungen, Küsse, Vertrautheit. Sein Geruch. Jetzt ist man wieder zu Hause. Immer noch Herzmarathon. Man schnappt sich den Weihnachtslikör, kuschelt sich an die Heizung und weiß nicht wohin mit den ganzen Eindrücken. In eine Schublade stecken? Nein, jetzt bitte keine Hoffnungen machen. Sondern warten was es mit einem macht.
Auch wenn man unruhig schläft.

Morgens um 11 hält man es nicht mehr aus.  

"Du, das gestern fand ich wirklich schön." "Ja, schön wars [...] aber nein, nichts Besonderes [...] kann mich auf nichts Neues mehr einlassen [...] es tut mir so leid [...]."

Es ist eigentlich ganz einfach. Zuerst kommt die Leere und dann die Tränenflut. Man kann selber kaum glauben, welche Töne sich da aus dem eigenen Mundwerk herauswinden. Den Job als Dorfsirene hätte man sicher. Zwischendurch liegt man einfach so da und macht sich Gedanken. Geht alles noch mal durch. Jede Berührung, jeden Kuss. Bald kommt eine Stimme "Suchen sie ihren Fehler in diesem Bild." Und man denkt sich "Ach, leck mich doch ... oder nein, tu's besser doch nicht." Dann atmet man tief ein, riecht seinen Geruch und der Wasserfall beginnt von Neuem.

Man könnte sich natürlich auch duschen. Alles abwaschen. ...
Aber nein, man kann es eben auch genauso gut nicht. Letzteres fällt einem leichter.

Es ist fürchterlich lustig und traurig zugleich. Kaum hat man eine geglaubte Liebe verloren, schon bilden sich unproduktive Kitsch-Nachrichtensendungen ein, sie müssten den Scheidungskrieg einer minderbemittelten Designerin mit Barbiekopf und deren Jetzt-nicht-mehr-Ehemann detailliert der Öffentlichkeit präsentiert. Ja, und weil's so schön ist, hat der Barbiekopf auch gleich noch eine Biografie daraus gemacht, in der sie sich die Frage stellt "Gibt es eine Liebe ohne Leiden?".
Peinlicherweise hab ich mich das auch gefragt und mich noch im selben Moment dafür geschämt.

Jetzt geht es um die Freundschaft.