4. Mai 2012

Ein Abgrund

Ich befinde mich vor einem Abgrund und schaue in Abgründe, von welchen ich annehme, dass sie ihren Ursprung in ganz harmlosen Gründen tragen. Die Frage ist jedoch, wie solch eine Schlucht überhaupt erst entstehen kann. Und wieso ist sie so abgrundtief schwarz, sodass ein Boden, ein Ende der Schwärze, nicht zu erkennen ist? Und wenn da ein Boden ist, könnte man gar noch tiefer sinken?

Doch letztlich bleibt doch nur die Frage, nach der Entstehung solcher Abgründe. Ist es die Gesellschaft? Durch die Entwicklung jener?
Betrachten wir uns den Anfang, so sehen wir umherziehende Nomadenvölker. Mit den Händen essen, mit dreckigen Mündern küssen sie.
Sex unter freiem Himmel und alle schauen zu.
Betrachten wir uns das Ende, so sehen wir starre Menschen, festgesessen in ihrer Lebensart, eingeschlossen in die Gesellschaft.
Sex unter der Bettdecke. Mit Licht aus. Denn mit Licht ist es peinlich.
Wie kam es? Das Ich trat in den Vordergrund, die eigene Person wird zum zentralen Thema in der Gesellschaft, in den Medien, gemacht. Die eigene Person wird diszipliniert durch gesellschaftliche und soziale Ordnungsbestimmungen. Einer Art Gesellschaftsvertrag, welchem jeder still gehorcht, im stillen Einverständnis und der Disziplin von jedem Einzelnen fordert. Triebe werden unterdrückt, müssen leise sein. Ausbrüche werden mit Spott bestraft.
Und man selber bestraft sich mit Scham.